Nachgefragt - Warum erleben Schönheitsoperationen während Corona einen kleinen Boom?

Gerade gehen wir weniger unter Leute und hängen mehr auf der Couch rum. Da könnte einem das eigene Aussehen doch nicht egaler sein, oder? Scheinbar nicht unbedingt, denn viele Schönheitschirurg:innen berichten von einem kleinen Corona-Boom. Wir haben nachgefragt.

Warum wollen manche Menschen gerade jetzt eine Schönheits-OP machen?

Es gibt da verschiedene Thesen, die mitunter kurios klingen. Dennis von Heimburg ist Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie. Er erklärt sich die vermehrte Nachfrage in seiner Praxis so: "Das mag mit der Vermehrung von Videokonferenzen zu tun haben, möglicherweise, dass man sich mehr am Bildschirm sieht und mehr den Hals sieht, die Mundregion, die Augenregion. Das, was man sonst vielleicht nicht so wahrnimmt."

Viele von uns sehen sich jetzt nicht nur im Spiegel, sondern eben auch noch in Videokonferenzen. Zudem erlebt von Heimburg gerade auch häufiger den Wunsch nach strafferen Augenpartien. Das führt der Arzt mitunter darauf zurück, dass sich die Menschen in Maskenzeiten mehr in die Augen schauen.

Kann es vielleicht sein, dass eine Maske die blaue Nase nach einer OP auch ganz gut versteckt?

Dennis von Heimburg glaubt, dass die Maske tatsächlich eine Rolle spielt. Es gibt bei ihm zum Beispiel gerade auch mehr Anfragen nach Lippeneingriffen. Homeoffice ist natürlich auch ganz praktisch, wenn du deinen Kolleg:innen direkt nach dem Eingriff nicht begegnen willst. Außerdem meint der Arzt, in der Videokonferenz könne auch einfach mal behauptet werden, die Kamera würde gerade nicht funktionieren, bis dann eben alles soweit verheilt ist.

Gibt es denn Zahlen, die den Trend steigender Schönheits-OPs insgesamt bestätigen?

Zahlen, die einen Überblick für 2020 liefern, wird es erst im Frühling geben, sagt Dr. Steffen Handstein. Er ist ebenso Facharzt für ästhetische und plastische Chirurgie und zudem Präsident der Vereinigung Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. Er hat Zweifel, ob sich der vermeintliche OP-Boom bestätigen wird, da Patient:innen mitunter auch zurückhaltender seien: "Manche sagen: 'Ok, ich geh jetzt lieber nicht in eine Klinik, weil es sein könnte, dass ich da eine besondere zusätzliche Gefährdung habe.'"

Hinzu kommt, dass sich durch Corona für manche die finanzielle Lage verschlechtert hat und dass bestimmte Eingriffe zwischenzeitlich durch die Beschränkungen auch nicht durchgeführt werden durften.

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Antwort auf [Robert] vom 11.02.2021 um 16:45
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