Wir feiern heute den "Tag der Deutschen Einheit" und ich habe dabei ehrlich gesagt ein komisches Gefühl im Bauch. Für mich fühlt sich Deutschland auseinandergerissen an wie nie zuvor – zwischen Links und Rechts, Oben und Unten und eben auch Ost und West.
Ich komme aus einer mittelgroßen Stadt im Westen, jetzt wohne ich in Berlin. Ich bin eine der Zugezogenen, die in einer Berliner Altbauwohnung wohnt. Geographisch wohne ich im Osten, gefühlt aber nicht. Wenn ich vom "Osten" rede, meine ich meistens Friedrichshain oder Prenzlauer Berg. Bis auf Ausflüge in die sächsische Schweiz, nach Leipzig oder an Brandenburger Seen, ist mir dieser Teil Deutschlands eher fremd. Mir fallen zuerst verlassene Dörfer, Braunkohle und rechte Wutbürger ein. Und – immerhin – schöne Natur. Ich schäme mich für diese Vorurteile. Wirklich.
Und da hilft meiner Meinung nach auch kein Feiertag, an dem die meisten – wenn wir ehrlich sind – Freunde treffen oder Netflix schauen. Wie kann es sein, dass man laut einer Studie im Osten für den gleichen Job weniger Geld bekommt als im Westen? Wie kann es sein, dass immer weniger Menschen in Cottbus und Frankfurt (Oder) wohnen wollen, während Düsseldorf und Bayreuth wachsen? Der Osten hat ein großes Imageproblem - bei mir, meinen Freunden und wahrscheinlich auch vielen anderen.
Und ich weiß auch nicht, wie wir das lösen können. Vielleicht durch mehr Busse auf dem Land, ein funktionierendes Handynetz und die Ansiedlung von Unternehmen. Vielleicht durch Instagrammerinnen, die ihre Events in Erfurt statt in Köln veranstalten. Auf jeden Fall sollten wir, statt den Tag der Deutschen Einheit zu feiern, lieber mal darüber nachdenken, wie wir nach 29 Jahren mal wirklich zu einer Einheit werden. Mein Bauchgefühl sagt mir nämlich auch, dass der Osten mehr zu bieten hat als schöne Natur, Potsdam und Leipzig.
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